Aktienmärkte aktuell

Aktienmärkte aktuell

Anleger reiten auf Optimismuswelle – Rückschläge jederzeit möglich

  • Stabiler Markt mit optimistischer Grundstimmung
  • Europa: Durchwachsene Wachstumszahlen für Q1‘21
  • Inflation lässt auf sich warten – noch!
  • Nachhaltigkeitsschub aus den USA
  • Grüne Technologien im Wettbewerb


Nach Rekordläufen an den Aktienmärkten bis in den April hinein waren die Wochen seit unserem letzten RCB-Monatsmagazin von einem ruhigen Marktumfeld geprägt. Es waren keine klaren Trendänderungen erkennbar. Wie es scheint haben die Wettläufe an den Börsen an Geschwindigkeit verloren und Aktienstände sind auf einem äußerst soliden Niveau geblieben – trotz einiger kursrelevanter Ereignisse. Positive Neuigkeiten, wie neue Öffnungsschritte verschiedener Länder und erfreuliche Zahlen aus den veröffentlichten Quartalsberichten von Unternehmen, konnten die Kurse vorerst nicht weiter befeuern. Temporär belastende Berichte, wie die von der Biden-Administration geplante Erhöhung der Kapitalertrags- und Unternehmenssteuer, ließen einige globale Leitindizes zwar kurz nachgeben, erholten sich aber ohne großes Aufsehen rasch.

Europa versuchte einige der notwendigen Maßnahmen aufzuarbeiten, um den Anschluss an die wirtschaftliche Erholung der USA nicht zu verlieren. Eine härtere Gangart gegenüber dem kritisierten Verteilungsschlüssel vertreibender Impfstoffhersteller wurde eingeschlagen. Zusätzlicher Impfstoff wurde gesichert und Pläne für den europaweiten „Grünen Pass“ wurden konkretisiert, um vor allem den betroffenen Dienstleistungssektor wieder zu beleben. Jedoch bleibt die transatlantische Wachstumslücke nach wie vor groß, da sich der Euroraum durch die fortlaufenden Restriktionen im ersten Quartal 2021 noch immer in einer Rezession (BIP1 Q1 -0,6 %) befand. Diese Wachstumszahlen fielen aber, aufgrund unterschiedlicher Maßnahmen, länderspezifisch ungleich aus und waren von starken Schwankungen zwischen Q4‘20 und Q1’21 geprägt. Während Frankreich (BIP Q1 +0,4 %) eine vergleichsweise stärkere Erholung erfahren hat und auch Österreichs Wachstumszahlen trotz Lockdown überrascht haben (BIP Q1 +0,2 %), liegt Deutschland (BIP Q1 -1,7 %) noch deutlich abgeschlagen.

1 … BIP = Bruttoinlandsprodukt: Gesamtwert aller Güter, Waren und Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahres in einem Land hergestellt werden, nach Abzug aller Vorleistungen

Wo bleibt die Inflation? Die zur Inflationsmessung verwendete Kernrate2 war im April im Jahresvergleich für den Euroraum noch bei moderaten 0,8 % (0,9 % in März), wird aber höchstwahrscheinlich im Laufe des Jahres stärker zunehmen. Schätzungen gehen davon aus, dass vor allem nach Wiedereröffnung der Geschäfte Preise nach oben angepasst werden und die Inflationsrate über 2 % ansteigen kann.

2 … Kernrate = Messung der Inflation anhand der Preissteigerung von Waren und Dienstleistungen, ohne Nahrungsmittel und Energiepreise miteinzubeziehen, da diese Werte häufig zu sehr schwanken

Der Rentenmarkt sollte ebenfalls Beachtung finden: Die aktuelle Rendite von 1,6 % für 10-Jahres US-Staatsanleihen sind Ende April, nach anfänglich stärkeren Zuwächsen, wieder leicht zurückgegangen. Bewegt sich dieser Wert aber in Richtung 2 % oder darüber hinaus, könnte dies die Attraktivität von Aktien verringern.

In den USA zeigt das hohe Impftempo und das früher als erwartete Fließen der Gelder aus den billionenschweren Konjunkturpaketen erste Wirkung. Ein Plus von 1,6 % des BIPs in Q1 zeigt die starke Erholung der nordamerikanischen Wirtschaft und den großen Vorsprung gegenüber Europa.

Der aus Amerika kommende Nachhaltigkeitsschub ist ebenfalls zu erwähnen. Nachdem man in den letzten Jahren kein Vorreiter in dieser wichtigen Thematik war, sollten im geplanten 2,25 Billionen Dollar US-Infrastrukturprogramm (Teil des „Build Back Better“ Programms der aktuellen US-Regierung) speziell Investitionen in saubere Energie gefördert und Subventionen für fossile Energieproduzenten beendet werden. Dies sieht man auch an dem enormen Zuspruch für Unternehmen mit Fokus auf grüne Energiegewinnung. Unterschiedlichste Technologien, von Elektro, über Wasserstoff und bis hin zu anderen synthetischen Kraftstoffen, befinden sich stark im Wettbewerb und erfreuen sich zur Zeit großer Beliebtheit am Aktienmarkt.


Die Volatilitätskennzahlen (Volatilität = erwartete Schwankungsbreite von Basiswerten) haben Mitte April ihre niedrigsten Werte seit Ausbruch der Pandemie erreicht, und - bildhaft formuliert - es scheint, als würden Anleger weiter auf einer Welle des Optimismus reiten. Zudem haben sich Handelsaktivitäten sogenannter Retailinvestoren (meist Personen aus privatem Anlass) beruhigt, welche aufgrund der anfänglichen Unsicherheiten zu Beginn der Krise zusätzliche Volatilität in den Markt gebracht haben. Der VSTOXX® Index, welcher die in Optionen auf den EURO STOXX 50® eingepreiste Volatilität misst und als Indikator für die kurzfristig erwartete Schwankungsbreite gilt, notierte Ende April bei rund 17 Punkten und ist seither auf 22,8 Punkte angestiegen. Neben dem amerikanische Volatilitäts-Leitindex (VIX®), wird auch der VSTOXX® im börsennahen Sprachgebrauch als „Angstbarometer“ für den Aktienmarkt bezeichnet. Trotz Anstieg beider Indizes Anfang Mai befinden sich diese anhaltend auf einem niedrigen Level, was auf sehr viel Optimismus an den Märkten deutet. Anleger sollten sich jedoch jederzeit gegen Kursrückschläge wappnen, denn Aktienmärkte sind bekannterweise keine Einbahnstraße.



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