Entwarnung am Aktienmarkt?

Entwarnung am Aktienmarkt?

Nach dem großen Kursrückgang fragen sich Anleger, wie tief der ATX noch fallen kann. Antworten liefern die Buchwertmethode und Vergleiche mit früheren Crash-Phasen.

Der Coronavirus breitet sich immer weiter aus. Inzwischen haben sich weltweit mehr als eine Million Menschen nachweislich infiziert. Zehntausende sind an der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben, die der pandemische Erreger auslösen kann. Wann der Höhepunkt erreicht ist, lässt sich derzeit noch nicht seriös abschätzen.

Auch die Börsen hat die Pandemie weiterhin fest im Griff. Weltweit kam es zwischen Mitte Februar und Mitte März zu einem Ausverkauf. Innerhalb von nur 22 Handelstagen stürzte beispielsweise der US-amerikanische Leitindex S&P 500 ausgehend von seinem Rekordhoch um mehr als 30 % in die Tiefe. Andere Auswahlbarometer erwischte es noch schlimmer, beispielsweise den ATX. Gegenüber seinem Stand Mitte Februar bei gut 3.180 Punkten brach der Index um circa die Hälfte ein.

Nach dem Kursverfall fragen sich Anleger, wie tief der ATX noch fallen kann. Die Antwort weiß natürlich niemand. Aber zumindest eine Orientierung kann die Buchwertmethode liefern. Wenn die Summe des bilanziellen Eigenkapitals aller im Index vertretenen Gesellschaften der Marktkapitalisierung entspricht, beträgt das sogenannte Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) exakt eins. Der Wert gilt an den Finanzmärkten allgemein als attraktiv.

Dementsprechend sind ATX-Aktien im „Sonderangebot“: Laut der Finanzagentur Bloomberg lag das KBV des Index zum Zeitpunkt des Ausverkaufstiefs bei gerade einmal 0,625. Der Wert entspricht exakt dem Niveau, das zum Höhepunkt der Finanzkrise im März 2009 erreicht worden war. Das bedeutet: Der ATX wurde in der Spitze mit einem Abschlag von mehr als einem Drittel zu seinem Buchwert gehandelt. Auch nach der jüngsten Erholung steht das KBV bei gerade einmal 0,75 - ein Wert, der weiteres Aufholpotenzial impliziert.

Auch ein Blick auf frühere Crash-Phasen ist interessant. Im Zuge der weltweiten Finanzkrise fiel der ATX in der Spitze um fast 72,5 % von rund 5.000 Punkten im Sommer 2007 auf rund 1.500 Punkte zu Jahresbeginn 2009. So gesehen hätte der ATX, der aktuell bei rund 2.000 Punkten notiert, und somit 37 % unter dem 2020er-Jahreshoch liegt, noch etwas Luft nach unten. Während der Eurokrise 2011 stürzte das Wiener Auswahlbarometer jedoch „nur“ um 45,6 % ab. Den damaligen Tiefststand von 1.637 Punkten hat der ATX am 18.3.2020 unterschritten, mittlerweile notiert er allerdings wieder über 2.000 Punkten.

Die weitere Entwicklung des ATX wird eng damit zusammenhängen, ob die Coronavirus-Pandemie eingedämmt werden kann. Hier gab es in den vergangenen Tagen zwar Anzeichen der Besserung hinsichtlich der Infektionszahlen, doch für eine Entwarnung ist es vermutlich noch zu früh. Aufgrund der weiterhin bestehenden Unsicherheiten empfiehlt es sich daher, nicht jetzt schon wieder voll ins Risiko zu gehen. Abhilfe können Teilschutzprodukte, wie etwa Bonus-Zertifikate oder Discount-Zertifikate schaffen. Die Raiffeisen Centrobank (RCB) hat solche Papiere auf zahlreiche Basiswerte im Programm.



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