Geopolitik belastet Konjunkturaufhellung

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  • Österreich: moderater Konjunkturaufschwung verläuft planmäßig
  • GUS: geopolitische Spannungen als negativer Einflussfaktor
  • CE verteidigt Führungsrolle in der Region; SEE bleibt stabil
  • ATX-Ziel: ca. 2.700 Punkte bis Jahresende
  • Branchen im Fokus: Banken, Versicherungen, Industrie und Energie

 Kapitalmarktszenario Österreich & CEE Q2/2014

„Für Österreich sind unsere BIP-Schätzungen für 2014/15 seit über einem Jahr unverändert. Die Vorlaufindikatoren signalisieren eine weitere Beschleunigung der Konjunkturbelebung im Verlauf des Jahres. Der Höhepunkt der Konjunkturdynamik sollte dabei im Winterhalbjahr 2014/15 erreicht werden, was sich auch in den erwarteten BIP-Wachstumsraten von 1,5 Prozent für 2014 und 2,3 Prozent für 2015 zeigt“, startet Peter Brezinschek, Chefanalyst von Raiffeisen Research der Raiffeisen Bank International AG (RBI), seine Präsentation der „Strategie Österreich & CEE“ für Q2 2014.

„Für den Fall von Wirtschaftssanktionen zwischen der EU und Russland, die nicht unser Basisszenario darstellen, wären konjunkturelle Auswirkungen auf Österreich zu erwarten. Allerdings ist zu erwähnen, dass der Handel zwischen Österreich und Russland nach wie vor relativ gering ist. 2013 gingen lediglich 2,8 Prozent, was rund EUR 3,5 Milliarden entspricht, der österreichischen Güterexporte nach Russland, während Österreich nur 2,4 Prozent seiner Güterimporte, davon hauptsächlich Energie und Brennstoffe, aus Russland bezieht“, erklärt Brezinschek weiter.

GUS: geopolitische Spannungen als negativer Einflussfaktor

Die alles bestimmende Thematik seit Februar ist die Auseinandersetzung zwischen der Ukraine und Russland, die bislang in der Annexion der Krim gipfelte. Raiffeisen Research geht im Hauptszenario davon aus, dass die Gebietsansprüche Russlands sich nicht weiter auf die Ostukraine ausdehnen werden und es auch zu keiner Eskalation mit militärischen Mitteln oder strengen Wirtschaftsblockaden zwischen der EU, den USA und Russland kommen wird.

Das verschärfte Klima zwischen Moskau und Kiew ist Anlass genug, um negative Auswirkungen auf die jeweiligen Volkswirtschaften und Finanzmärkte zu beschleunigen. So reduzierten die Analysten von Raiffeisen Research jüngst die BIP-Prognose 2014 für Russland von 1,7 Prozent auf 1 Prozent, ebenso passten sie die Wachstumsprognose für 2015 nach unten an. Der radikale Umbau der Ukraine dürfte 2014 zu einem massiven Einbruch von 3-7 Prozent beim BIP führen.

Dagegen setzt sich die Aufhellung der Konjunktur in Zentraleuropa (CE)1. unvermindert fort. Die Analysten haben folglich ihre BIP-Schätzungen für Polen (3,1 Prozent), Tschechien (2,3 Prozent) und Ungarn (2 Prozent) angehoben. Die Wachstumsannahmen für SEE sind stabil, wobei hier Rumänien und Bulgarien eine führende Rolle in der Region einnehmen. Die Prognose für das BIP-Wachstum der gesamten CEE Region wurde auf 1,2 Prozent gesenkt.

Auswirkung auf Geldpolitik und Währungen

Die geopolitischen Spannungen führten zu deutlichen Kapitalabflüssen in den beiden Krisenländern. Seit dem offenen Konflikt haben Russen neben RUB auch Guthaben in USD aufgelöst und in EUR, JPY und CHF getauscht. Die russische Notenbank reagiert auf die seit Herbst 2013 beschleunigte RUB-Abwertung mit moderaten Devisenstützungen, schrittweiser Anhebung der Bandbreiten des Währungskorbes (55 Prozent USD/45 Prozent EUR) und einer deutlichen Zinsanhebung. Dagegen musste die ukrainische Zentralbank restriktive Maßnahmen setzen, um trotz Interventionen die UAH-Abwertung in Grenzen zu halten.

„Wir können uns bis Juni einen weiterhin schwachen Rubel (Richtung 37,2 versus USD) mit einer darauf folgenden Gegenbewegung vorstellen. UAH/USD sollte sich mittelfristig zwischen 10,5 und 11,5 einpendeln. Leichte Erholungstendenz orten wir beim PLN und CZK bis Jahresende“, erklärt Brezinschek die Auswirkungen der aktuellen geopolitischen Spannungen auf Geldpolitik und Währungen.

Auswirkung auf Renten- und Aktienmärkte

Die stark angezogenen Renditen in Russland (zeitweise über 9 Prozent bei 10-jährigen Staatsanleihen) sind Ausdruck der Anlegerskepsis hinsichtlich politischer und wirtschaftlicher Berechenbarkeit.

„Für Q2 2014 sehen wir kaum Entspannungstendenzen an den CEE-Rentenmärkten, so dass zeitweise mit weiteren Renditeanstiegen auch in Polen, Ungarn und Tschechien gerechnet werden muss. Angesichts der geopolitischen Spannungen in der Region ist der schwache Start der CEE Börsen in das Jahr 2014 wenig überraschend. Wir sehen im Verlauf von Q2 noch Rückschlag-potenzial, erwarten jedoch mit Fortdauer eine stärkere Betonung der Fundamentaldaten und damit eine Kurserholung“, beendet Brezinschek seinen Ausblick auf das kommende Quartal.

ATX-Ziel: ca. 2.700 Punkte bis Jahresende

„Das verbesserte Konjunkturmomentum der wichtigsten österreichischen Handelspartner sowie ein ebenso stärkeres Wirtschaftswachstum in den meisten osteuropäischen Ländern bietet in unseren Augen ein weiterhin positives Aktienmarktumfeld“, erläutert Stefan Maxian, Chefanalyst der Raiffeisen Centrobank (RCB). Ebenso unterstützt das anhaltend niedrige Zinsniveau weiterhin die Asset-Klasse Aktien. Ausgehend von aktuell 2.460 Punkten wird bis Jahresende ein Anstieg des ATX auf ca. 2.700 Punkte erwartet. Darüber hinaus zeigen sich die Equity-Analysten der RCB auch für die meisten osteuropäischen Aktienmärkte optimistisch. Aktuell ist der österreichische Aktienmarkt mit einem Kurs/Gewinnverhältnis von 13,6 für 2014 bewertet, die Dividendenrendite beträgt ca. 3 Prozent. Die starke polnische Konjunkturentwicklung mit einem erwarteten Wirtschaftswachstum von über 3 Prozent in 2014, sollte vor allem lokal tätigte Unternehmen unterstützen. „Etwas risikoreicher sehen wir im nächsten Quartal die Moskauer Börse als Folge der geopolitischen Spannungen und den ungarischen Aktienmarkt aufgrund bevorstehender Parlamentswahlen“ so Maxian.

Branchen im Fokus: Banken, Versicherungen, Industrie und Energie

Branchenseitig erachten die Analysten Banken und Versicherungen, Industriewerte und Unternehmen mit hoher Förderkomponente im Öl- und Gassektor als interessant. Das Umfeld für Banken ist zwar weiterhin sehr herausfordernd, nach den jüngsten Kursverlusten sieht das Company Research-Team der RCB jedoch einzelne Titel als durchaus attraktiv bewertet. Im Blickpunkt stehen auch die gesetzten Schritte einiger Banken in Q4 2013 im Hinblick auf die Qualitätsprüfung der Bankaktiva (Asset Quality Review) durch die EZB. Versicherungsaktien in Österreich und Osteuropa profitieren einerseits von internen Restrukturierungsmaßnahmen sowie andererseits von einer anhaltend guten Entwicklung am Anleihenmarkt sowie einer erwartet geringen Schadensentwicklung als Folge des milden Winters. Der Industriesektor wird durch die Verbesserung von Konjunkturindikatoren und einer Trendumkehr einzelner Subsektoren wie Bau und Automobile getrieben. Ein anhaltend robuster Rohölpreis macht auch Ölproduzenten interessant. Vor allem bevorzugen die Analysten Unternehmen mit einem hohen Förderanteil in politisch stabilen Regionen.

1Zentraleuropa (CE) mit Tschechien, Polen, Slowakei, Slowenien und Ungarn ist Teil von Zentral- und Osteuropa (CEE). Ebenfalls zu CEE gehören Südosteuropa (SEE) mit Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Rumänien und Serbien sowie GUS mit Russland, Ukraine und Belarus

Die Raiffeisen Bank International AG (RBI) betrachtet Österreich, wo sie als eine führende Kommerz- und Investmentbank tätig ist, und Zentral- und Osteuropa (CEE) als ihren Heimmarkt. In CEE verfügt die RBI über ein engmaschiges Netzwerk von Tochterbanken, Leasinggesellschaften und zahlreichen spezialisierten Finanzdienstleistungsunternehmen in 17 Märkten.

Die RBI ist als einzige österreichische Bank nicht nur in den Weltfinanzzentren, sondern mit Filialen und Repräsentanzen auch in Asien, dem weiteren geografischen Schwerpunktmarkt des Konzerns, präsent.

Insgesamt betreuen mehr als 58.000 Mitarbeiter circa 14,6 Millionen Kunden in mehr als 3.000 Geschäftsstellen, der überwiegende Teil davon in CEE.


 

Die RBI ist eine voll konsolidierte Tochter der Raiffeisen Zentralbank Österreich AG (RZB). Die RZB hält indirekt rund 78,5 Prozent der Aktien, der Rest befindet sich im Streubesitz. Die RBI-Aktie notiert an der Wiener Börse. Die RZB ist Spitzeninstitut der Raiffeisen Bankengruppe Österreich, der größten Bankengruppe des Landes, und Konzernzentrale für die gesamte RZB-Gruppe einschließlich der RBI. Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:

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Die Raiffeisen Centrobank AG ist eine führende österreichische Investmentbank welche das gesamte Spektrum an Dienstleistungen und Produkten rund um Aktien, Derivate und Eigenkapitalmarkttransaktionen abdeckt, sowohl in- als auch außerhalb der Börsen, mit starkem Fokus auf den CEE Raum und die Türkei. Unterstützt durch ihr Raiffeisen Investment Netzwerk bietet die Bank erstklassige ECM und M&A Beratungsleistungen an. Die Raiffeisen Centrobank AG ist eine Tochter der Raiffeisen Bank International AG. 

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