Aktienmärkte aktuell 🎄 Dezember 2021

Aktienmärkte aktuell 🎄 Dezember 2021

Beim Blick auf die Kurstafeln scheinen sich die Aktienmärkte vorerst beruhigt zu haben, die Nachrichtenlage stellt jedoch weiterhin eine Achterbahnfahrt der Gefühle dar. Damit spielen wir nicht nur auf den Abgang Angela Merkels nach 16 Jahren als Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland an, sondern beziehen uns vor allem auf den Meldungsmix rund um Omikron und Evergrande.

Der Hoffnung, dass die neue Virus-Variante weniger gefährlich sein könnte, stehen mittlerweile Berichte über eine womöglich geringere Impfwirksamkeit gegenüber. So soll ein ausreichender Schutz doch erst nach der dritten (Booster) Impfung gegeben sein, während ein angepasster Impfstoff frühestens für März 2022 zu erwarten ist. Und selbst im Hinblick auf die Schwere der Krankheitsverläufe kann noch keine Entwarnung gegeben werden. Der Großteil der Infizierten in Afrika wies zwar tatsächlich nur milde Symptome auf. Allerdings handelte es sich bei den Betroffenen zumeist um jüngere Personen. Des Weiteren darf nicht außer Acht gelassen werden, dass Südafrika einen hohen Grad an Durchseuchung aufweist, sodass in den meisten Fällen von einer erneuten Ansteckung ausgegangen werden muss. Neue Daten aus Japan lassen zudem darauf schließen, dass die Omikron-Variante viermal so übertragbar ist wie die jene von Delta. Dass nach den verlustreichen Handelstagen der Vorwochen zwischenzeitlich aber eine leichte Erholung eintritt, haben wir bereits in der vergangenen Woche in unserem wöchentlichen Marktausblick als wahrscheinlich eingestuft. Ein gänzliches Auspreisen der Omikron-Sorgen erscheint jedoch definitiv verfrüht. Wir gehen daher davon aus, dass sich die Märkte auch in den kommenden Handelstagen weiter auf Richtungssuche begeben werden und die Nachrichtenlage rund um Omikron den maßgeblichen treibenden Faktor darstellen wird.

Wir sehen uns in Anbetracht der aktuellen Datenlage weiterhin nicht dazu veranlasst unser Basisszenario zu ändern, stellen aber im Zuge der Ausarbeitung unseres neuen Aktienmarktausblicks für 2022 die aktuellen Kursziele in Revision.

Abseits der globalen Pandemie rückte ein weiterer Risikofaktor wieder in den Fokus, um welchen es zuletzt etwas stiller geworden war: der strauchelnde chinesische Immobiliengigant Evergrande. Die Ratingagentur Fitch hat den hoch verschuldeten Immobilien-Riesen Evergrande mit "Restricted Default" auf die zweitniedrigste Stufe (kurz vor dem Totalausfall) weiter herabgestuft. Der Konzern ist erneut in Zahlungsverzug geraten: Anfang der Woche lief eine 30-tägige Nachfrist für die Zahlung von Anleihezinsen in Höhe von USD 82,5 Mio. aus. Chinas Zentralbankchef Yi Gang signalisierte zuletzt, dass die Regierung in Peking dem Konzern nicht mit Rettungsmaßnahmen zur Hilfe kommen wolle, wodurch ein Default deutlich wahrscheinlicher geworden ist. An den Aktienmärkten wurde dieses Thema zwar aufgenommen, wirkliche drastische Kursreaktionen, insbesondere auch am breiten chinesischen Aktienmarkt, blieben jedoch aus. Für uns ist das unter anderem ein Indiz dafür, dass – wie auch in früheren Publikationen dargelegt – bereits ein Großteil dieses Risikofaktors an den Märkten eingepreist zu sein scheint. Trotzdem werden wir die Entwicklungen weiterhin genau beobachten und gegebenenfalls reagieren.

Datenseitig ist in der kommenden Woche nur mit geringen Impulsen aus dem Unternehmensbereich zu rechnen. Der Markt wird sich vielmehr auf Makrodaten und geldpolitische Entscheidungen fokussieren. Es läuft zwar alles in Richtung einer "geldpolitischen Normalisierung", wir sehen die Taperingdebatte jedoch mehrheitlich am Aktienmarkt eingepreist und erwarten vorerst keinen wirklichen Gegenwind.

Abschließend wollen wir noch einen unparteiischen und objektiven Blick auf das Ende der Kanzlerschaft von Angela Merkel werfen. Außer Frage steht, dass Merkel in den vergangenen 16 Jahren maßgeblich das geopolitische Klima mitgestaltete. In Zeiten schillernder Politpersönlichkeiten stellte ihre besonnene und unaufgeregte Art stets einen wichtigen Gegenpol dar. Ihrem Nachfolger Olaf Scholz wurde oftmals fehlendes Temperament vorgeworfen – vielleicht unterscheidet er sich also gar nicht so sehr von ihr. Während wir Merkels politische Erfolge und Misserfolge nicht kommentieren wollen, können wir zumindest aus Kapitalmarktsicht festhalten, dass Merkels Regentschaft für DAX-Anleger zu den Profitabelsten zählte. Rechnen wir die Kursentwicklung des deutschen Börsenbarometers bis Ende der 60er zurück, so erzielten DAX-Investoren in den letzten vier Amtsperioden im Durchschnitt rund 5 % Rendite pro Jahr. Lediglich die Ära Kohl war dank der damaligen Entwicklung des "Neuen Marktes" von noch höheren Renditen geprägt.



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